Mutbürger
Es war einmal eine Frau, die hatte viele Kinder, jedes von ihnen mit besonderem Talent beschenkt. Sie wusste nicht mehr aus noch ein; sie hatte nicht genügend Essen, alle Kinder durch den Winter zu bringen und wollte so viele wie möglich von ihnen retten. Vielleicht könnte sie das jüngste Kind fortschicken und die anderen damit retten? Zwar wäre der Verlust unermesslich, denn es konnte mit seinen Geschichten die Menschen zu Tränen rühren. Aber welche Möglichkeiten hatte die Mutter schon? Am Runden Tisch kann man diesem kleinen Märchen um das Schicksal der Kinder folgen und an unserem Experiment zur gelebten Demokratie teilnehmen: Diskutieren, phantasieren, philosophieren, streiten und nach Lösungen suchen, auf dass nie jemals wieder ein Kind aus dem Hause fortgeschickt wird.
Hintergrund des Stückes ist der Vorgang der Schließung des Thalia Theater Halle in den Jahren 2008-2011. Die düstere Vision des Stückes wurde 2012 mit der Schließung des Thalia Theaters Halle wahr.
Idee/Konzept:
Text:
Regie:
SpielerInnen
Diskussionsrunde:
Premiere:
Michael Morche
Jan Friedrich
Michael Morche
Tabea, Sonia, Lisa-Marie, Franziska, Charlotte, Johanna, Kevin, Konrad, Linus, Ravn
Judith, Jan, Nico, Tillmann, Kilian, Ludwig, Julian
08.06.2011, Stadthaus Halle
Auszug aus dem Stück:
Mutter Liebe Gäste, liebe Gemeinde
Lieber Sohn und liebe Töchter
Mein Ruf der schmerzt mich sehr
In meinem Herz da klaffen Löcher
Mein Herz das wird mir schwer
Wenn ich Töchter in die Wüste schicke
So tu ich das aus Zwang
Und muss ertragen die strafenden Blicke
Obwohl ich nicht’s dafür kann
Ich liebe meine Kinder, lieb’ sie unvermessen
Das müssen sie mir glauben
Nur wenn sie weiter so viel fressen
Da muss ich was dran schrauben
Das Essen ist alle und groß sind die Mäuler
Sie hungern alle drei
Und alles wird knapper, alles wird teurer
Es reicht kaum noch für Brei
Schicken wir aber das Kleinste weg
- Aus Not und die Not ist groß -
Leben wir wieder froh und keck
Und das wär’ doch ein Trost
Mir mangelt’s nicht an Liebe, mir mangelt’s an Butter
Ich bitte um Verständnis
Und nennt mich nicht mehr Rabenmutter
Dies war mein Bekenntnis
Große Tochter Hunger.
Mutter Der Kühlschrank ist voll, bedien dich.
Kleine Tochter Warum ich, warum nicht die anderen?
Mutter Was?
Kleine Tochter Warum ich, warum nicht die anderen?
Mutter Deine Schwester die hat Tradition!
Und er .. Er ist mein einziger Sohn!
Die beiden sind auf keinen Fall Option.